Sonntag, 3. September 2006
Where were you when Kennedy died? (II)


Der 11. September in Berlin war ein feuchtgrauer Tag. Irgendwann gegen 16 Uhr verlasse ich das Buero, um bei Budapester auf der Friedrichstrasse ein Paar gummibesohlter Regenschuhe zu kaufen. Ich entscheide mich relativ schnell fuer schwarze TOD's im Desertboot-Schnitt. Ich lache die Dame an der Kasse an und sie schaut mir entgegen und sie fragt: "Haben Sie 's gehoert?" Ich sag: "Was?" Sie sagt irgendetwas, das sich so anhoert, als haetten UFOs gerade Amerika angegriffen, und dreht das Radio laut.
Wir hoeren uns das ne ganze Weile an - ich lass die TOD's im Laden und telefoniere draussen mit Guillemette in Paris. - Nein, sie wusste noch nichts.
Autokorsos haemmern Unter den Linden entlang und es ist mir nicht ganz klar, ob Berlin gerade evakuiert wird oder erst spaeter.
Klar ist mir allerdings, dass sich heute die Welt aendert. Radikal. Und fuer lange, lange Zeit.

Den Abend verbringen wir mit einigen Freunden bei Doris am Fernseher. Immer und immer wieder die gleichen Bilder. (Von der Wand lacht ein Warhol - und der hat's schon damals gewusst.)
Irgendwann fahr ich nach Hause. Den Wagen parke ich auf einem wilden Grundstueck in Mitte, aber es ist mir nicht danach, rauf in meine Wohnung zu gehen.
Stattdessen bleibe ich hinterm Steuer sitzen. Ich oeffne das Verdeck und hoere Barbara Steisands "Somewhere" (live in Madison Square Garden '94) bis - glaube ich - ins Morgengrauen. Mindestens aber 12.000mal. - "Hello TimeSquare! Thank you NewYork! - Someday - Somewhere - We'll find a new way of living - We'll find a way of forgiving..." - Natuerlich ist es der totale Quatsch - aber ich habe die ganze Zeit geweint (Nein, ich nehme keine Drogen). Ich liebe NewYork. Und ich liebe die Menschen dort. - Und in den darauffolgenden Tagen haben sie der gesamten Welt gezeigt, aus was fuer einem Holz diese Stadt geschnitten ist.

Am naechsten Tag hol ich die Schuhe bei Budapester ab, kaufe mir meinen ersten TV-Apparat und verbringe den Abend allein zuhause. - Gut, das mit dem TV war ueberfluessig - ich bin halt kein Typ fuer Sofa und Glotze - und das traurige Ding wird kurze Zeit spaeter wieder verschenkt.
Dann kommt das Wochenende und ich fahr zur Liebsten - mit dem Zug. Ich hatte noch keinen Flug gebucht und auch keine richtige Lust - und ich liebe Bahnfahrten - besonders in der Nacht. Also nehme ich eine Verbindung von Bahnhof Zoo nach Paris und bin am naechsten Morgen am Gare de l'Est. Guillemette holt mich auf einer alten Vespa ab und ich bleibe ein paar Tage laenger.

War was not the answer.


http://www.nyc.gov/portal/index.jsp?front_door=true
http://nyc.gov/html/fdny/html/home2.shtml
http://www.artnet.com/Magazine/features/krygier/krygier6-18-10.asp
http://hereisnewyork.org/
http://www.berlin.de/
http://www.tods.com/index2.html
http://www.paris.org/Gares/de.l.Est/

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