Montag, 1. Mai 2006
Wann warst Du das letzte Mal bei Triumph?


... A ‘do anything, go anywhere’ kind of bike, inspired in part by the relaxed culture of sunny California and in part by the stylishness of southern European scooter aficionados, the Scrambler has been specifically developed for a particular group of riders currently underserved in the market."
http://www.bikerlifestyle.co.uk/news/2/News.htm

Jo. - That's us. Motorraeder haben uns nie interessiert. Wenn ich aber dieses Ding hier sehe, den Triumph Scrambler 2006, da werd ich schwach. Den will ich s o f o r t haben.

Alle Achtung. Triumph - als Unternehmen immer noch in Privatbesitz - macht ne ganze Menge richtig.
http://www.triumph.co.uk/germany/2215.aspx
http://www.triumph.co.uk/paulsmith/home.aspx
Und eben auch die Kooperation mit Paul Smith ist ganz nett und passt doch irgendwie gut - ... da gehoert er hin, der Paul.

Jemanden wie Tom Cruise dann aber mit dem Schaetzchen auf "Mission Wetten Dass" zu schicken ... das macht einen Kauf fuer uns jetzt schon wieder fast unmoeglich.

Was lernen wir daraus? - tolle Produktentwicklung, grossartige Kooperationen - nen bischen Steve McQueen, nen bischen Paul Smith... - da sagen wir: JA. Det kof ich.
Dann aber nochmal so richtig mit der Massenmarktkeule drueber zu hauen - so richtig schoen mit Gefuehl... Tommy Gottschalk und Cruise - au Backe...
Also, was lernen wir daraus?
Wenn Du nen flottes Nischenprodukt hast, dann hau es nicht mit ner konventionellen Marketingkeule platt!
Fuers naechste Mal.

http://www.triumph.co.uk

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Die Welt schrieb zum Srambler
Oh! We are British
Irgendwie hat Triumph doch einen Fimmel mit seinen modernen britischen Klassikern. Aber jetzt haben sie alles richtig gemacht - beim neuen Scrambler. Wir sind ihn als erste gefahren

von Thomas Delekat

Hängt da ein Foto am Blech. Blech ist grün und aus Japan. Ist japanisches Gehäuseblech von Werkzeugmaschine, die in England steht, Midlands, Hinckley, home of Triumph Motorcycles. Foto vergilbt, mit veralteter, historischer Maschine drauf, ein Triumph Scrambler, so um 1960 gebaut. Sparen Sie sich jetzt das rechnen, das ist 45 Jahre her. Sowas wie diese Triumph war damals das beste, stärkste, fortschrittlichste, was weltweit an Motorrädern zu haben war.

Sagen wir mal: hundert Meter vom Foto an der CNC-gesteuerten japanischen Fräsmaschine entfernt, steht - aber jetzt in echt - noch ein Scrambler von Triumph. Flammneu, so neu, daß ihn noch niemand gefahren ist - außer uns, natürlich. Hundert Meter entfernt. Hundert Meter in derselben Fabrikationshalle voller japanischer und deutscher Metallverarbeitungsmaschinen, die sich an den englischen Motorenteilen zu schaffen machen, hundert Meter mit allen paar Schritten einer Selbstbedienungsbox an der Wand, voll von orangenen Ohrenstöpseln. Es dröhnt und lärmt zum Taubwerden in der Fabrikhalle von Triumph. Also, hundert Meter Lärm zwischen Foto und dem Scrambler, Modell 2006. Und was noch dazwischenliegt: eine schnelle, einfache Entscheidung - der da ist schöner und tausendmal besser. Der neue, selbstverständlich, wie bei allen Epigonen.

Der alte Scrambler ist damals sowas wie ein Nischenmodell gewesen, vielleicht kann man sogar sagen: der schönste Holzweg in Richtung von dem, was heute eine Enduro ist. Bißchen mehr Federweg und die beiden Auspuffrohre auf halber Höhe zwischen Hintern und Asphalt. Das reichte für Stock, für Stein und hundertprozentig für eine richtig guteShow auf dem Asphalt. Steve McQueen donnerte 1963 mit diesem ölverschmierten Scrambler durch " The Great Escape". Einer der wenigen Aufrechten damals- sitzhaltungsmäßig. Und so ziemlich der erste, der sich mit der Scrambler ein bißchen querbeet legen konnte.

Was hat uns Triumph nicht die Garagen vollgeräumt mit Modern Classics-Modellen, die T 100, die Bonneville, die Thruxton. Aber das schönste kommt zuletzt. Die Summe aus allem: Diese Scrambler, mit noch viel längeren, noch viel höheren, noch viel mächtigeren Auspuffrohren an der rechten Seite als das altvordere Modell - weswegen Sie sich schon mal auf einen schwer asymmetrischen Wadenausstellwinkel mit Spreizfuß rechts gefaßt machen können.

Die Landstraßen rund um Hinckley sind ungefähr so mies, so gemein wie die in der DDR vorm Mauerfall. Und wenn es dann noch geregnet hat und Ross Clifford von Triumph mit einem 130-PS-Kracher voranheizt, ja, dann - dann konnte ich zwar hinterher, aber am Rande aller Scrambler-Möglichkeiten. Rahmen und Fahrwerk stammen zwar vom Bonneville-Modell, und enorme 1,50 Meter Radstand erhalten der Scrambler einen unerschütterlichen Geradeauslauf - unter allen Umständen. Aber die schmalen, dicken Reifen mit dem groben Enduroprofil, dazu die hochbeinige Erscheinung der Scrambler - da ächzt, da windets in den Kurven denn doch im Gebälk, bei den rabiatesten Vollgas-Zumutungen. Aber da muß man verstehen, daß die Scrambler nur eine andere Art von Chopper oder Cruiser sein will. Bißchen sportlicher, viel genüßlicher, deutlich leichter zu fahren und eine dreimal so gute Performance, vom Auftritt ganz zu schweigen.

Ich habe mit meinen 1,87 m phantastisch bequem auf der breiten Bank gesessen, mit dem wunderbar lässigen Lenker in den Händen, aufrecht wie Steve McQueen, so bequem hingelümmelt wie auf einer Honda Transalp und mit einem Überblick wie oben beim offenen Doppeldeckerbus. Und dazu, unterm Hintern und im Rücken: der Sound des bollernden, luftgekühlten Zweizylinders, mit dem altmodischen Chokezug an den Vergasern. Nur 54 PS, aber 865 ccm Hubraum, das ergibt ordentlich Drehmoment. 69 Nm, das heißt: Die Scrambler geht gut, der Parallel-Twin hat mächtig Schmalz, auch von ganz unten heraus. Wie schnell sie ist? Keine Ahnung. Wahrscheinlich so um die 170 km/h herum. Mich jedenfalls hat das nicht interessiert. So zwischen zufriedenen 80 bis 140 km/h sucht und findet man auf der Scrambler die schwebendste Harmonie zwischen Mensch, Maschine, der Welt und dem Leben überhaupt.

Der Scrambler ist basic, spartanisch: Tacho mit mechanischem Kilometerzähler, die paar Lämpchen, die der TÜV leuchten sehen will und damit Schluß. Zündschloß zur Seite raus, aber dafür den schönsten Seitenständer der Motorradindustrie: Vollmaterial, verchromt, mit zwei Streben. Der steht auf ganz, ganz großem Fuß. Und dann, dann natürlich die Auspuffanlage. Triumph verchromt das alles selber. Die müssen arm werden dabei.

Spricht die Veronika: Der Lenz ist da. Dann gäbs kein stilsichereres Bild, als mit ihr zu zwein in ihn hineinzufahren. Der Scrambler, die Veronika, der Lenz und Sie auf Landpartie, und der Motor hämmerte bummbummbumm dazu. Ach, wie schön!

Artikel erschienen am Sa, 29. Oktober 2005

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